Besuch aus Cardiff
25. August 2009Zeltlager-Tagebuch | Lindau 2011
2. August 2011Die Zeit drängt. Ein Bagger steht in Flammen und ein Arbeiter ist unter einem Stapel Paletten verschüttet. Die Mannschaften springen aus den Fahrzeugen, nehmen die Einsatzbefehle entgegen und beginnen sofort mit der Rettung. In Windeseile werden Schläuche angeschlossen, die Schutzkleidung übergezogen, dann beginnt die Bergung. Doch mitten in der Aktion fällt einem der Retter seine mit Sauerstoff gefüllte Flasche aus der Tragehalterung. Spätestens jetzt ist klar: Es handelt sich nur um eine Attrappe, und es ist auch kein echter Einsatz, sondern die Herbstübung der Stuttgarter Jugendfeuerwehr. 245 Mädchen und Jungen im Alter von zehn bis 18 Jahren haben am Samstag, 16. Oktober 2010 auf dem Gelände des Heizkraftwerks Stuttgart-Münster ihre Fähigkeiten als Nachwuchsfeuerwehrmänner erprobt.
Die 22 Abteilungen aus dem gesamten Stadtgebiet trafen sich zur bisher größten Übung, für die von über 100 Helfern 14 Szenarien vorbereitet worden waren: So stand der Bagger selbstverständlich nicht in Flammen, sondern wurde zuvor pyrotechnisch eingenebelt. Zwei Feuerwehrmänner löschten den angenommenen Brand mit einem Schaumteppich. Die Spritze mussten sie gemeinsam halten, der Druck von acht Bar wäre für einen Feuerwehrmann allein zu hoch. Unweit davon wurde ein Verkehrsunfall und ein Unfall mit Gefahrstoffen nachgestellt. An der Gefahrstoffstation waren Michel, Mina und Ivonna eingesetzt (17 und 16 Jahre). „Das war unsere erste richtig große Übung. Während wir in den Gruppenstunden in Ruhe üben können, musste man hier in Sekundenschnelle entscheiden, was zu tun ist“, erklärt Michel die besondere Situation bei der Großübung. Und Mina und Ivonna ergänzen: „Wir haben uns um die Verletztenversorgung an dieser Station gekümmert und einen der Verletzten reanimiert – das war aber nur eine Puppe.“
Rund 100 Betreuer und Helfer der Feuerwehr und Mitarbeiter des EnBW Standorts Stuttgart-Münster sorgten für die entsprechenden Rahmenbedingungen, damit sich der Nachwuchs konzentriert den Szenarien widmen konnte.
Auch Franz J. Robert, Produktionsleiter am Standort Stuttgart-Münster, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf der Übung und lobte vor allem das Engagement und die Disziplin der jungen Leute. „Für eine so gute Sache stellen wir unser Gelände sehr gerne zur Verfügung.“
Bei der Jugendfeuerwehr geht es nicht nur um die technische Ausbildung, so Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Bandtel: “Der soziale Aspekt, mit dem auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt wird, ist uns sehr wichtig. Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl und die sozialen Kompetenzen der Jugendlichen stärken.” Jede Woche treffen sich die jungen Feuerwehrleute, lernen Arbeitsabläufe bei Einsätzen kennen, unternehmen viele Ausflüge und gehen im Sommer ins Zeltlager. Die gemeinsame Übung soll ihnen zeigen, dass sie ein Teil vom großen Ganzen sind, erklärt Bandtel: Sie sollen sehen, dass sie eine gestellte Aufgabe erfüllen konnten und etwas geschafft zu haben. “Natürlich wollen die Kinder auch Spaß und Action”, weiß der Jugendwart.
Genau das hatten die Mitglieder der Jugendfeuerwehr aus Büsnau. Ihre Aufgabe lautete, einen Brand zu bekämpfen und erste Hilfe für die Verletzten zu leisten. Während der Angriffstrupp noch löschte, beobachtete der Wassertrupp das Geschehen. Die Jungen hatten zuvor die Schläuche verlegt und an den Hydranten angeschlossen. Dabei gab es allerdings eine unvorhergesehene Schwierigkeit. “Der Hydrant war defekt. Wir mussten schnell einen anderen Anschluss finden”, erklärte Dennis. So konnten die jungen Feuerwehrmänner ihr Improvisationstalent beweisen und schon bald das Kommando “Wasser marsch” geben. “Die Feuerwehr ist klasse”, so Dennis, der sich besonders für die Abläufe bei Einsätzen interessiert. Tim, mit zehn Jahren der Jüngste in der Gruppe, gefällt der Zusammenhalt: “Es macht Spaß, im Team zu arbeiten.” Für die notärztliche Versorgung war Nina zuständig. Sie reanimierte 20 Minuten lang eines der “Brandopfer” – eine lebensgroße Stoffpuppe. “Für das Engagement in der Feuerwehr braucht man eine soziale Ader”, sagte die 17-Jährige. “Denn mit seinem Einsatz hilft man anderen Menschen.” Warum sie bei der Jugendfeuerwehr mitmacht? “Es ist cool.“