Neue Stadtjugendsprecher gewählt
12. Juli 2014Gemeinsame Übung der Jugendfeuerwehren Ober- und Untertürkheim
16. März 2015Berlin gemeinsam erleben. Das Glück hatten Stuttgarter, Odenwälder und Berliner Anfang November. Sie erlebten Berlin historisch, religiös, vielfältig und großstädtisch. Über 30 Jugendleiter/innen und Jugendliche nahmen an den Vielfaltstagen im Rahmen des Vielfaltsprojekts „Im Tandem für eine bunte Jugendfeuerwehrwelt“ vom 7. bis 9. November 2014 teil. Sie begegneten sich das erste Mal, tauschten sich aus und lernten die Vielfalt untereinander und in der Stadt kennen.
Die Stadtjugendfeuerwehr Stuttgart, die Kreisjugendfeuerwehr Odenwald sowie die Jugendfeuerwehr Berlin-Wedding sind im Vielfaltsprojekt Partner und stellen Modelle dar. Zum ersten Austauschtreffen wurden sie darum nach Berlin eingeladen. In einem Schritt wurden die Jugendfeuerwehren vorgestellt und sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede ausgetauscht. Es ging um die Unterstützung, wie bei der Nutzung von MTF bei Ausflügen oder Einsatzfahrzeugen bei Übungen. Thema war auch identitätsstiftende Kleidung oder Give Aways. Im nächsten Schritt wurden auch Herausforderungen herausgearbeitet. Einige berichteten von Problemen, Mitglieder zu gewinnen, andere sahen sich herausgefordert, Mädchen/Frauen oder Jugendliche mit Migrationshintergrund für die eigene Jugendfeuerwehr zu interessieren. Zudem wurde in einem letzten Schritt des ersten Tages versucht darzustellen, was die Zusammenarbeit mit dem Vielfaltsprojekt in den drei Modellregionen ausmacht und den Jugendfeuerwehren und Jugendleitern gebracht hat. Anschließend wurde geklärt, was die weiteren Schritte in Zukunft sind.
Abends ging es historisch zu. Die Gruppen spazierten auf dem früheren Mauerstreifen und erlebten in der Nacht, wie sich die Mauer durch Berlin zog. Der Check Point Charlie (ein ehemaliger Grenzübergang) und echte Mauerreste beeindruckten sehr. Weiter ging es am Berliner Abgeordnetenhaus vorbei über den Potsdamerplatz zum Brandenburger Tor. Auch das Stellenfeld, das an den Völkermord an den europäischen Juden erinnert, wurde besucht. Der 9. November ist ein historischer und vielfältiger Tag.
Exkursion zur Moschee und Stadtrundgang – Ein Besuch in der Şehitlik-Moschee in Neukölln
Die Şehitlik-Moschee am Columbiadamm im Berliner Bezirk Neukölln wird seit ihrer Eröffnung als „DIE“ Berliner Moschee wahrgenommen. Sie liegt auf dem Gelände des alten Türkischen Friedhofs, nach dem die Moschee benannt ist (Şehitlik = Friedhof im Sinne von Ehren- oder Heldenfriedhof).
Freundschaftlich und offen für all unsere Fragen begegneten uns Ender Çetin und seine Frau Pinar auf dem Gelände der Şehitlik-Moschee. Die beiden haben es sich zur Aufgabe gemacht, über den Islam und diese Moschee zu informieren. Gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen führen sie interessierte Menschen über das Gelände und erhoffen sich dadurch, die Vorurteile gegenüber dem Islam aus dem Weg räumen zu können. Auch unsere Gruppe war sehr interessiert und hatte einige Fragen im Gepäck. Einige davon durchaus auch kritisch, aber auch das stellte kein Problem dar. Pinar blieb uns keine Antwort schuldig und war im Gegenteil sehr daran interessiert, selbst neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Noch nie zuvor hatte sie sich zum Thema Islam mit Feuerwehrleuten austauschen können. Dieser Vormittag in der Moschee stellte also für alle eine wirkliche Bereicherung dar. Die Erwartungen, die wir als Besucher der Moschee mitbrachten, waren geprägt von Neugier, aber auch Verunsicherung. Natürlich sind auch uns die Vorurteile gegenüber dem Islam bekannt. Der Besuch ermöglichte uns einen Einblick in das muslimische Leben in Berlin. Wir waren dabei, als zum Mittagsgebet gerufen wurde und durften uns selbst ein Bild davon machen. Einige aus unserer Gruppe nahmen auch unmittelbar am Gebet teil.
Mit diesen vielen neuen Eindrücken und nachdem uns Pinar die Abläufe des Gebets erklärt hatte, genossen wir traditionelle türkische Speisen. Im Anschluss an die ausgiebige Mittagspause war nochmal Zeit, die Moschee und das zum Teil noch nicht fertiggestellte Kulturzentrum kennenzulernen. Ender und Pinar erzählten uns von den weiteren Plänen auf dem Gelände. Freizeit- und Begegnungsräume sollen nach und nach entstehen – alles durch den eigenen Verein und Spenden finanziert. Sehr dankbar für so viel Offenheit und Klarheit in der Beantwortung der vielen Fragen, verabschiedeten wir uns von den beiden sowie von der Moschee.
Das „wilde“ Nordneukölln
Ist Neukölln wirklich so schlimm wie sein Ruf? Wir wollten uns vom Gegenteil überzeugen und machten uns mit zwei Guides auf den Weg durch den berühmt-berüchtigten Berliner Kiez. Die beiden jungen Frauen zeigten uns „ihr“ Neukölln: Vom Rathaus über die Neukölln-Arkaden hin zu ihrem Gymnasium, an dem sie ihr Abitur erfolgreich ablegten. Auf dieser Tour wurde schnell klar, Neukölln ist anders: Ein Arbeiter/innen-Viertel, geprägt durch Einwanderung und zahlreiche Studenten. Aber genau das macht ja auch die Multikulti-Stadt Berlin aus. Wer sich darauf einlässt, findet an jeder Ecke interessante Menschen und neue spannende Eindrücke. Kulinarisch klang der Abend im tiefsten Kreuzberg aus. Das bunte Leben in der Großstadt konnte bestaunt und genossen werden. Einige entdeckten Shawarma und Falafel aus dem Nahen Osten! Eindrücklich konnte die Berliner Leitstelle erkundet werden, die Dimensionen waren großstädtisch!
Das Fazit der Betreuer/innen lautet, dass es eine tolle und gewinnbringende Veranstaltung war. Sie sammelten bei den Vielfaltsstagen Erfahrungen, Ideen und Methoden der Praxis, die sie für ihre Arbeit mit Jugendlichen in der (Jugend-)Feuerwehr gebrauchen können und sehr nützlich finden.
Projektbeirat
Das Projekt wendet sich vor allem an sozial- und bildungsbenachteiligte Jugendliche (mit Migrationshintergrund, mit Handicap…) mit einem diversitätsbewussten Mentoring-Programm in den Jugendfeuerwehren. Durch Lernen beim freiwilligen Engagement und Unterstützung sollen die Chancengleichheit, die Zukunftsaussichten und die „Integration“ der Zielgruppen verbessert und zugleich die Jugendfeuerwehren weiter interkulturell geöffnet und ihre Vielfaltskompetenzen gestärkt werden.
Für das Vielfaltprojekt wurde ein Beirat gegründet, der sich das erste Mal traf. Gewonnen werden konnten Personen aus der Jugendfeuerwehr, Jugendverbandsarbeit, der Wirtschaft (Förderer) und von anderen Organisationen. Willi Donath, Vorsitzender des Fachausschusses Integration der DJF, freut sich, das im Rahmen der Kampagne „Unsere Welt ist bunt“ weiter neue Impulse und Handlungsanleitungen für die Jugendfeuerwehren entwickelt und angeboten werden. Cihad Taşkın, von DIL Diversity Management & Interkulturelle Kompetenz, ist Projektpartner und wirkt entscheidend mit: Diversity und Vielfalt ist heute in aller Munde, ja fast zu einem Modethema geworden, und dennoch wird es in seiner Vielschichtigkeit und seinem ganz realen Bezug zum Leben und den verschiedenen Arbeitskontexten oft nicht gelebt. Unser Ziel ist es, hier zu sensibilisieren und nicht nur im Austausch und theoretisch, sondern dialogisch-partizipativ, mit starkem Praxisbezügen die Chancen und Lösungen zu entwickeln. Dies bezieht sich auf konkrete Projekte, aber auch auf die Reflexion interkultureller Kommunikationskulturen. Die große Chance liegt in der Unterstützung der Menschen vor Ort und wie diese das Lernen innerhalb der vorhandenen Strukturen ermöglichen und befeuern können. Vielfalt braucht Beteiligung, und Beteiligung ohne Vielfalt und Vielstimmigkeit ist nicht möglich. Dies leitet das Projekt!
Hetav Tek, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings, findet das Vielfaltprojekt der DJF, spannend. Es ist gut konzipiert, insbesondere weil es flexibel gestaltet ist und somit auf die Bedürfnisse der Zielgruppen eingeht und zugleich eine große Beteiligung erfolgen kann.
Daniel de Marco, Stadtjugendfeuerwehrwart Frankfurt, ist beeindruckt, dass immer neue Aspekte auftreten. Er weiß, dass ein Projekt einen langen Atem braucht und unbequeme Situationen durchgestanden werden müssen. Das Projekt gibt Hilfestellungen und mit der Handreichung wird es noch deutlicher werden. Ganz angetan war auch Ender Çetin, Vorsitzender der DITIB – Şehitlik Moschee e.V. Er stellt fest, dass nicht viele Organisationen in Berlin sich dermaßen interkulturell öffnen. Das stimmt hoffnungsvoll. Peter Damerau, Motorola Solutions Germany GmbH, Mitglied des DFV-Beirates und des Förderkreises, war begeistert. Er stellt fest, dass das Projekt nicht enden darf. Es muss weitergehen, denn die „Flughöhe“ des Projektes ist noch nicht erreicht und doch werden die Projektinhalte greifbarer.
Uwe Danker | Ein Bericht für Lauffeuer